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Die spinnen doch, die FLAMMs

Nach langer Reise von Sri Lanka über Singapur sind wir vor gut einer Woche in Australien angekommen. Zumindest physisch. Denn gefallen hat es uns zu Beginn nicht wirklich. Und das bei diesem Ausblick von unserem Häuschen in Woy Woy. Da wird manch einer denken: "Die spinnen doch, die FLAMM's".

 

Zugegeben, wir waren auch nach diesem Flug wieder ziemlich übermüdet. Das vernebelt die Sinne und macht nicht wirklich aufnahmefähig. Aber als wir aus dem Flughafengebäude in Sydney traten, hätte das auch Zürich sein können. Alles geordnet, äusserst hygienisch und ziemlich ruhig. Kein buntes Treiben wie in Sri Lanka. Irgendwie langweilig.  

Sauber geregelt die Übernahme des Mietwagens. Alles nach Plan. Wir holen uns eine lokale SIM-Karte und fahren los. In den Norden an die Central Coast. Eine gute Stunde. Viele Wälder. Erneut alles Grün. Dann fahren wir rein auf Woy Woy Bay. Unserem neuen Zuhause für die nächsten vier Wochen. Und es empfängt uns nicht wirklich herzlich, dieses kleine, eigentlich wunderbar gelegene Fleckchen Erde. Alles Einfamilienhäuser. Grundstück an Grundstück. Wir sehen fast nur Pensionierte. Woy Woy scheint ein Rückzugsort für ältere Menschen zu sein. Das ist voll ok, aber mit unseren drei kleinen Raufbolden wären ein paar andere Kinder schon noch toll.

 

Von unseren Nachbarn hören wir nichts. Nichts. Sehen wir sie draussen auf der Strasse, gibt es ein Nicken oder im besten Fall ein knappes Winken zum Austausch. Wenn überhaupt. Jeder schätzt und schützt seine Privatsphäre. Das ist so komplett anders, als wie wir es in Sri Lanka erlebt haben. Nachbarn gleich Familie. Hier haben wir das Gefühl, komplett für uns zu sein. So gar nicht in Verbindung mit den Menschen vor Ort. Und das bedauern wir. 

Klar gibt es ihn, den sozialen Austausch. Aussies sind in der Regel sehr offen, und so gibt es bei jedem Supermarkt- oder Spielplatzbesuch ein oder gar mehrere Gespräche mit Australiern. Aber es ist halt eher dieser oberflächliche Kontakt, wie man ihn aus den USA kennt. Standardfragen, ein netter "Small Talk". Ein paar Tipps, was man unternehmen könnte. Nette Bemerkungen zu den Kindern. Mehr aber auch nicht.

Und so sind die ersten Tage überraschend schwierig für uns. Von Tag zu Tag kommen wir aber mehr in den australischen "Groove". Treffen eine engagierte Frau, die sich seit 20 Jahren um die Erhaltung der Pelikane in der Region kümmert. Sehen doch noch Familien auf teilweise fantastischen Spielplätzen. Besuchen Känguruhs und Leuchttürme, beobachten Wale von der Küste aus. Schwimmen im Pool, wandern eindrücklichen Sandsteinküsten entlang. Machen Ausflüge nach Sydney, spielen Gesellschaftsspiele, verbessern unseren Familien-Englisch-Wortschatz usw.

V.a. aber nehmen wir uns ganz viel Zeit für einander und widmen uns ausgiebig den aktuellen Fragen unserer Kinder:

- Auf welche Arten kann man sterben? Wer stirbt wie und warum? Wie werde ich sterben? Und stirbt mein Gotti Zilia auf die gleiche Weise wie ich?

- Wieso hat es überall Meer?

- Papa, warum weisst Du wohin Du fahren musst? Und warum weiss der Busfahrer, wohin er fahren muss?

- Warum gibt es bei Abendrot schönes Wetter am anderen Tag?

- Und wie kann das sein, dass es bei Nana zu Hause hell ist, und bei uns schon stockdunkel?

Zurück zum zentralen Inhalt unserer Familienauszeit also. Das hat ein bisschen gedauert, fühlt sich aber gut und richtig an. Und dieses sehr aufeinander konzentriert sein ist ein grosser Gewinn aus der zunächst empfundenen Isoliertheit hier in  Woy Woy Bay.

Inzwischen ist wie geschrieben eine gute Woche vorüber. Und wir sind doch noch richtig angekommen in "Down Under". Fühlen uns sehr wohl. Wir hatten Akklimatisierungschwierigkeiten wie nie zuvor bei einer Reise von einem Land in ein anderes wie jetzt von Sri Lanka nach Australien. Man könnte wohl gar von einem Kulturschock sprechen. Einfach andersrum als wie es zu erwarten war.

Comments: 2

 

#1

Pili (Saturday, 04 November 2017 15:50)

Yeap, that is how it is, mates. Enjoy the family and down under.

 

#2

Roli (Saturday, 04 November 2017 23:29)

Sehr spannender Beitrag, offen, ehrlich, sympathisch, danke dafür und schön seid ihr einklimatisiert :)

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