
Auch unsere Reisepläne wurden nicht von Corona verschont. Fünf Wochen Camper-Rundreise durch Nord-Norwegen waren geplant. Daraus wurde leider nichts, weil uns die Norweger partout nicht ins Land reisen lassen wollten. Wir hätten es geliebt, den hohen Norden für uns alleine zu haben, weil sonst niemand reisen darf oder reisen will.
So brauchten wir eine Alternative. Im Wissen, dass Flugreisen extrem zurückgefahren wurden, suchten wir bewusst nach einer Destination, die man gar nicht anders erreichen kann. Und so forschten wir nach Inseln, welche doch noch Menschen bei sich landen lassen. Und wurden fündig bei den Azoren.
Auch hier lief nicht alles reibungslos, denn die Swiss annullierte unseren Flug 10 Tage vor Abflug ohne Angabe weiterer Gründe. Eine Alternative im Star Alliance-Netzwerk wollte man uns nicht anbieten, weil diese teurer waren als unsere gebuchten Flüge. Nicht gerade kundenorientiert, aber leider sind wir uns das von der Swiss inzwischen fast gewohnt. So flogen wir dann halt über Frankfurt, dafür wenigstens direkt statt per Zwischenlandung in Lissabon.
Einige hielten uns für verrückt, aber wir wollten gerade nichts anderes als aus dieser verrückten Corona-Zeit ausbrechen. Und nahmen dafür in Kauf, uns kurz vor Abflug alle fünf auf Corona testen lassen zu müssen. Ein einziges, positives Ergebnis, und der Flieger wäre ohne uns abgehoben. Aber zum Glück war das Ergebnis 5x negativ. Am Abreisetag ging es dann mit dem leeren Zug nach Frankfurt zum noch viel leereren Flughafen. Eine Stimmung wie auf dem Friedhof, weite Teile des Flughafens waren komplett geschlossen.

Nach Ankunft in Ponta Delgada der erste von zwei Corona-Tests für uns Eltern in einem Zelt direkt ausserhalb des Flughafens. Stäbchen in die Nase, Mann weint, Frau nicht. Danach drei Tage Quarantäne. Während dieser Zeit durfte nur Marcel die nötigsten Besorgungen im Supermarkt erledigen. Alle Anderen mussten in unserem vorübergehenden Zuhause bleiben. Nach 72 Stunden dann endlich die erste Erlösung, denn der zweite Test war erst nach 8 Tagen fällig. Wir durften raus und gönnten uns den ersten Apéro im Hafen Ponta Delgadas.
Nun passierte genau das, was wir uns erhofft hatten. JEDER auf der Insel war getestet, und es hatte aktuell keinen einzigen positiven Fall auf den gesamten Azoren. Was zur Folge hatte, dass es keine weiteren Massnahmen mehr brauchte auf der Insel. Keine Masken, keine Kontrollen, keine Verbote.
Und NIEMAND ausser den Einheimischen und uns war da. D.h. bei den Ausflugsorten waren wir fast komplett alleine. Wunderschön, wenn man weiss, dass es in den letzten Jahren einen doch ziemlich starken Touristenboom gab auf diesen Inseln, die ziemlich genau in der Mitte zwischen Europa und Amerika liegen.
Dieses Niemand genossen wir auf Horta, Pico und der Hauptinsel São Miguel. Besonders in Erinnerung geblieben sind uns die Natur-Pools mit schwarzem Vulkanstein, die Vollmondwanderung auf den höchsten Punkt Portugals (der Vulkan Pico) und die Vielfalt der Sonnenuntergänge.
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