
Ach, Island, unsere zweite Heimat. Das ist vielleicht etwas übertrieben, aber mit insgesamt 5 Reisen von Fabienne und sogar 6 von Marcel ist Island unsere Sehnsuchtsdestination Nummer 1. Der Sommer mit dem faszinierenden Hochland und all seinen Farben dank den vulkanischen Mineralien, der Winter mit den Polarlichtern, der eindrücklichen Art der Isländer an Silvester ins neue Jahr zu starten oder auch mit einem der besten Musikfestivals der Welt (Iceland Airwaves) macht die Insel zu einem spannenden Reiseziel während des gesamten Jahres.
Und im Sommer 2021 war es dann soweit, und wir sind erstmals gemeinsam zu fünft für fünf Wochen rund um die Insel gereist. Am Anfang waren wir zugegebenermassen etwas schockiert. Obwohl es im zweiten Corona-Sommer immer noch deutlich weniger Touristen hatte als in den Jahren vor der Pandemie, war es uns zu viel an Mainstream-Touristen. Und die Isländer tun diesen zusätzlich den Gefallen, und machen die klassischen Sehenswürdigkeiten auch ausserhalb des Golden Circles immer einfacher zugänglich, indem sie riesige Parkplätze gleich neben diesen gebaut haben und weiter bauen.
Zudem war der Start etwas harzig, weil Fabienne krank in die Reise startete. Aber spätestens nach einer Woche waren wir angekommen. Denn wir besuchten den aktiven und gerade eruptierenden Vulkan Fagradalsfjall. Allerdings sahen wir während dem vier Kilometer langen Marsch nur die erstarrten Lavafelder, denn der Spaltenvulkan war in dichten Nebel gehüllt. Immerhin hörten wir ihn brodeln und donnern, was bereits enorm eindrücklich war. Kurz vor Ankunft schafften wir es tatsächlich durch den Nebel und hatten den Vulkan vor uns. Ehrfurcht umschreibt am Besten das Gefühl, wenn man vor so einem eruptierenden Vulkan steht. Nicht nur der eindrücklichen Kulisse, sondern v.a. auch der donnernden Geräusche wegen!
Nach längerem Geniessen des Spektakels packte Marcel seine Drohne aus. Und nach anfänglichem Zögern flog er in Richtung des Kraters. Fabienne hat zwar gemeint, Marcel soll nicht so nahe an den speienden Vulkan ran fliegen, aber er konnte nicht anders. Und so ist das Bild für diesen Blog entstanden. :-)

Nach dem Südwesten ging es dann in den Westen nach Snaefelsness, eine kleine Halbinsel die als Klein-Island bezeichnet wird. Dies weil man dort fast alles findet, was die restliche Insel zu bieten hat. U.a. den am häufigsten fotografierten Berg Islands, den Kirkjufell. Hier in Abendstimmung (23.00h!) in Grundarfjördur.
Oder auch den Snaefelsjökull, den so genannten Schneeberggletscher. Dank den heissen Quellen darunter macht trotz der Kälte auch baden Spass.
Weniger schön als das Baden war hingegen unsere Entdeckung an unserem Lieblingsstrand auf Snafelsness. ein toter, junger Orca (Schwertwal). Erwachsene Männchen werden bis zu 8m, dieser war etwas mehr als 3m lang und wohl trotzdem schon mehr als 2 Tonnen schwer.

Nach Snaefelsness ging es weiter in Richtung Westfjorde.
Mehr als die Hälfte der ca. 7 Mio. Papgeientaucher weltweit leben auf Island.
Sie sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch spannend zu beobachten, weil überhaupt nicht menschenscheu. Im Juli besonders interessant, weil sie in kleinen Höhlen immer wieder ihre Jungen füttern.
Das Bild mit dem riesigen Wasserfall ist keine Fotomontage! In der Mitte des Bildes stehen FLAM vor dem eindrücklichen Dyniandi-Wasserfall, einer der imposantesten wenn nicht der imposanteste Wasserfall Islands. Wenn man vor dem oberen „Haupt“-Wasserfall steht, dann fühlt man sich klein. Seeeehr klein!
Auch im Nordwesten hatten wir das Glück, eine riesige Schule an Schweinswalen, ca. 50-60 an der Zahl, über längere Zeit von zwei Seiten eines Fjords beobachten zu dürfen. In der Mitte sind die grösseren Tiere gemütlich und regelmässig unterwegs. Am Rand, v.a. vorne, die jungen Wilden.
Damit es wieder Platz für neue Eindrücke in den letzten beiden Wochen hat, haben wir anschliessend mehrere Tage in Akureyri "gechillt"… Schwimmbad mit tollen Rutschen genossen, Glacé geschleckt, alte isländische Häuser von aussen und innen besucht, Apéros gegessen und getrunken und die Seele baumeln lassen.

Mit aufgetankten Batterien ging es weiter Richtung Osten rund um den bekannten Myvatn, den Mückensee.
Neben seinem tollen Farbenspiel dank der zahlreichen geothermischen Felder, ist diese Region v.a. bekannt für seine vielen falschen Krater, die man vermeintlich für Vulkankrater halten könnte. Am bekanntesten der Hverfjall, ein riiiiiiiesiger Explosionskrater (über 1 km Durchmesser), der vor 2‘500 Jahren durch eine Wasserstoffexplosion entstanden ist. Unvorstellbar, was da für unglaubliche Kräfte geherrscht haben müssen…
Auch in dieser Ecke befindet sich die isländische Höhle Grjotagja, welche 2013 berühmt wurde, als Jon Snow und Ygritte in "Kissed by Fire" in Folge 5 von Staffel 4 die Höhle besuchten. Diese Szene wird von vielen Game of Thrones-Fans als eine der schönsten und romantischsten Sequenzen der ganzen Serie angesehen. Dazu passend das Herz, welches die Sonne durch eine Lücke extra für uns auf die Wand leuchtet.

Nach einem Abstecher über die Ostfjorde ging es dann endlich in unseren geliebten Süden mit seinen zahlreichen Gletschern, Gletscherseen, schwarzen Stränden und dem Hochland.
Am bekanntesten ist inzwischen der Jökulsarlon, was übersetzt nichts anderes als Gletschersee heisst. Dieser war bereits 2x Drehort für James Bond-Filme. Einmal wurde er dabei sogar extra gefroren, was er sonst nie tut, weil dies das zurückfliessende Meerwasser verhindert. Blockiert man aber den Rückfluss des Salzwassers, ist der eiskalte See in wenigen Tagen gefroren, was Pierce Brosnan in "Die another day" dafür nutzte, um mit seinem Schneemobil über den gefrorenen See zu rasen. Selbstverständlich in Form einer Verfolgungsjagd.
Beim Parkplatz ist die James Bond-Gletscherlagune inzwischen sehr überlaufen, man kann schon fast von Massentourismus sprechen. Man merkt es hier auch an der Art der Touristen, dass Island zur „Mainstream-Destination“ geworden ist. Statt dass man sich wie bei unseren früheren Islandreisen hallo sagt und ein paar Worte miteinander wechselt, schaut man sich nicht mehr an, verweilt nicht mehr im Moment, sondern eilt nur noch von einem Reiseführer-Highlight zum Nächsten.
Zum Glück gilt jedoch hier wie noch an vielen Orten Islands: 15 Minuten entlang dieses Eisberg-Sees wandern, und man teilt dieses kleine Paradies nur noch mit ein paar wenigen weiteren Einsamkeitsjägerinnen und -jägern.
Dem Treiben der Eisberge und -schollen zusehen, während die Kids ihre Freude mit den verschiedensten Eisbrocken in den fantasievollsten Formen haben, und dazu „Daudalogn“ von „Sigur Ros“ lauschen. Dann kullern sowohl bei Mama als auch bei Papa ein paar Tränchen… Unbeschreiblich schön!

Nach ausgiebigem Geniessen von Strand und Eis ging es ab ins Hochland für eine Woche, ab vom Schuss und meist ohne Empfang. Das hat unserer Seele sehr gut getan, meist abseits von all den „Massentouristen“ zu sein!
Am Langisjör durften wir die einzige Hütte am gesamten See (27 km Länge) für uns haben. Alles war sehr einfach: ohne Strom, ohne Wasser… aber so einsam, dass auch Vollmond-Outdoor-Übernachtung und Nacktbaden im See möglich war ;-), zudem war es wieder einmal eine tolle Erfahrung zu sehen, wie viel Wasser (aus Kanistern) man als 5er-Familie täglich braucht, wenn es mal nicht einfach aus dem Hahn kommt.
Die dominierenden Farben am Langisjör sind dabei schwarz und grün. Auf dem einen Foto mit dem See sieht man ganz rechts eine Zunge, die in den See ragt. Wenn man gute Augen hat oder die Lesebrille auspackt, sieht man auf dieser Zunge unser abgelegenes Hüttchen.
Nicht die strengste FLAMM-Wanderung aller Zeiten, aber eine der anspruchsvollsten haben wir in dieser Region auch noch gemacht. Hoch auf den Sveinstindur. Anspruchsvoll v.a. wenn man bedenkt, dass man immer alles mit den Augen eines knapp 5-Jährigen sehen muss. Links geht es runter, rechts auch… da hatten wir teilweise ganz schön Bammel. Also mit wir meinen wir nur die Eltern, die Kinder sind da völlig angstfrei und sicher hochgekraxelt.
Auf der anderen Seite des Sveinstindur liegt übrigens die Laki-Kraterreihe bestehend aus über 130 Kratern, die 1783/84 entstand. Der Ausbruch der Vulkanspalte der Laki-Krater, dem mehrere Erdbeben vorausgegangen waren, begann am 8. Juni 1783 und dauerte bis zum 7. Februar 1784. Er gilt als eine der grössten in historischer Zeit dokumentierten Vulkaneruptionen. Die Eruption verwüstete einen erheblichen Teil des südlichen Island und hatte Auswirkungen in erster Linie auf Island, aber auch auf das gesamte globale Klima. Wegen des dadurch hervorgerufenen vulkanischen Winters kam es weltweit zu Missernten und Massensterben. Auch Europa war von grossen Ernteausfällen betroffen.
Falls jemand von euch mal in der Gegend sein sollte: Sveinstindur —> 100% empfehlenswert, weil unglaubliche Rundsicht über weite Teile des Hochlands bis zum grössten Gletscher Europas, dem Vatnajökull.

Im Zentrum des Hochlandes, bei den farbigen Berge des Fjallabak, war dann definitiv deutlich mehr los. Und für uns ein wenig gewöhnungsbedürftig im grossen Massenschlag nach so viel Ruhe und Einsamkeit.
Dafür hatten wir in diesen Tagen einfach unglaubliches Glück mit dem Wetter. Ein sehr guter Ausgleich zum regnerischen Start unserer Reise. Schon ein grosses Privileg, wenn man solche Sonnenuntergänge erleben darf. Mit so viel blau gibt es das nur selten im farbigsten Teil des Landes. Und wir hatten gleich vier davon am Stück…
Das Wetter war auch perfekt für Wanderungen, und nach ein paar Wochen waren alle FLAMMs schon wunderbar "eingewandert". Wer war wohl zuerst oben auf dem Berg Skalli bei dieser doch durchaus anstrengenden Route für Kinderbeine? Genau, unser Kleinster und doch ganz Grosser.
Wenn ihr einmal das Glück haben solltet, diese Wanderung bei schönem Wetter und ohne Schneefelder machen zu können… NÜTZT SIE! Eine der schönsten Wanderungen, die Fabienne und Marcel in ihrem ganzen Leben je machen durften. Viel schöner geht einfach nicht mehr!!!
Und auch in dieser Ecke, gleich hinter dem Landmannalaugar-Camp, liegt der Brennistein, der farbigste Berg Islands und gleichzeitig ein wunderschöner Song der Band Sigur Rós. Krass wie sich in kurzer Zeit die Lichtstimmung verändern kann! Auf den beiden Bildern unten sieht man einerseits den Brennistein beim Sonnenaufgang kurz vor 5 Uhr, wenn erst die Bergspitze beleuchtet wird. Andererseits der gleiche Berg eine halbe Stunde später, wenn die Sonne bereits mit starker Kraft das ganze Tal bescheint.

Zum Abschluss genossen wir noch einmal ein paar gemütliche Tage in der Nähe von Vik im Süden. An diesem Ort des Skogafoss kann man eigentlich nie stehen, da die Gischt sonst an dieser Stelle wie enorm starker Regen auf einen prasselt. Wir haben die Gunst der Sekunde mit anderem Wind genützt und haben uns nach vorne getraut… bis wir ein paar Sekunden später alle patschnass waren. Noch einmal Papageientaucher bei traumhaftem Wetter und kalbende Gletscher, bevor das traumhafte Abenteuer leider auch wieder vorbei war.
Island, für uns wirklich eine Art zweites Zuhause. Wir fühlen uns dort der Erde so sehr verbunden wie sonst nirgends. Irgendwie ist es für uns so, als wäre die Erde dort entstanden. Ganz viele Kraftorte haben sich in unseren Herzen eingeschlossen. Und so vielfältig wie auf dieser Insel haben wir es bisher nirgends auf diesem Planeten erlebt. Das anfängliche Stören über den zunehmenden "Massentourismus" wurde im Verlaufe der fünf Wochen auch immer kleiner. Denn es gibt sie immer noch zahlreich, die wunderschönen Plätzchen, die man ganz alleine für sich geniessen kann.
So ist die Insel inzwischen nicht nur die Lieblingsdestination von Fabienne und Marcel, sondern auch von unseren drei Kindern. Nirgends hat es ihnen bisher so gut gefallen wie auf dieser rauen Vulkaninsel.

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