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Von wow bis übel, von der Multimillionenstadt bis zur menschenleeren Wüste

 „Assalamu Aleikum“ - „U Aleikum Assalam“

 

Begonnen hat alles mit der "Schnappsidee" von mir (Marcel), ein bestimmtes Buch in den sechs UNO-Weltsprachen zu lesen, um die verschiedenen Kulturen besser kennenzulernen. Entschieden habe ich mich für den kleinen Prinzen, und bin so bei der arabischen Sprache gelandet. Zunächst über einen Sprachkurs in der Schweiz, dann ein Sprachlehrer in Kairo, gefolgt von einem Sprachaufenthalt in Ägypten.

 

Start mit einer Woche in Dahab am roten Meer, dann noch 1 1/2 Wochen mit einem Kumpel in einer der chaotischsten Städte der Welt: Kairo. Und dann endlich waren wir wieder komplett: FLAM ist mir nachgereist für 2 1/2 weitere Wochen Ägypten mit dem Besuch von Klassikern, mitunter aber auch weit weg von allem was sich Tourist nennt. Doch alles der Reihe nach.

 

Dahab, eine ehemalige Hippie-Enklave am roten Meer, ist auch heute im Vergleich zu den Touristenhochburgen mit seinen unzähligen All Inclusive-Resorts herrlich anders. Alles zu Fuss erkundbar, für Veganer ein Paradies, ebenso für Freediver und Taucher. Aber eigentlich bin ich wegen des Arabisch-Lernens hierhin gekommen. Diesbezüglich gab es jedoch schon kurz nach meiner Ankunft den ersten Dämpfer. Mit dem Fahrer, der mich ins Hotel fuhr, wollte ich meine Arabisch-Brocken anwenden, und fragte ihn "ma ismuka?", was im modernen Hocharabisch "wie heisst Du?" bedeutet. Seine Antwort? "Do you wanna smoke?" Ok, schwierig, insbesondere als Nichtraucher.

Die Begründung, weshalb dies nicht klappte, erfuhr ich erst am Folgetag mit meiner Sprachlehrerin. Im ägyptischen Dialekt heisst "wie heisst Du?" eben nicht "ma ismuka?" sondern "ismäk ee?". Und anders als wir, die in solchen Fällen versuchen auf Hochdeutsch umzustellen, können das viele Ägypter nicht. Denn ihre Fernsehprogramme - mit Ausnahme der Nachrichten auf dem Staatssender - und auch ihr "20 Minuten" sind ebenfalls im Dialekt geschrieben. Mit anderen Worten: mein gelerntes Arabisch war auf der Strasse schlicht nicht zu gebrauchen.

 

So versuchte ich während den nächsten Tagen nicht nur ein bisschen mehr modernes Hocharabisch zu lernen, sondern auch noch ein paar Brocken des ägyptischen Dialektes. Und musste lernen, dass wirklich alles anders ist, inklusive der Konjugation von Verben. Doch trotz diesem Frust war es enorm spannend, denn die arabische Lehrerin war offen für Gespräche und Fragen, die ich einer Frau in der arabischen Kultur sonst nie hätte stellen dürfen. Wie man jemanden kennenlernt? Inwiefern die Entscheidung für die Partner"wahl" durch die Väter eines angehenden Brautpaars abhängt? Wie man zusammenlebt? Wie eine Party unter Frauen abläuft? Wieso alle arbeitenden Frauen ihr eigenes Bankkonto haben? Wie emanzipiert muslimische Frauen sind (Anm.: häufig deutlich emanzipierter als man im Westen denkt)? Was sie von den Frauen- und Männer-Rollen und -Vorschriften in diesem muslimischen Land hält?

 

Und an den Nachmittagen habe ich die freie Zeit wieder mal für ein paar Tauchgänge genützt inkl. dem Abschluss des Advanced Open Water Divers. Ehrlich gesagt lief nicht immer alles reibungslos, weder die gerissenen Flossen beim Tauchen gegen die Strömung noch der plötzlich fehlende Sauerstoff bei noch halbvoller Flasche sind besonders positiv in Erinnerung geblieben. Aber unvergesslich war es allemal, inklusive den Tauchgängen im Blue Hole, welches als der gefährlichste Tauchspot der Welt gilt.

 

Nach der Woche in Dahab dann die Busfahrt nach Kairo. Man weiss nie, wie lange die Fahrt genau dauern wird aufgrund der strikten Sicherheitskontrollen im Sinai-Gebiet. Auch unser Bus und unser Gepäck wurden komplett auseinandergenommen. Für mich waren die zwei Stunden Wartezeit in der brütenden Hitze im mässig attraktiven Niemandsland unangenehm. Aber daran zu denken, immer hier in dieser kochenden Einöde zu arbeiten und Tag ein Tag aus einfach andere zu kontrollieren, das ist für mich nur schwer vorstellbar. Und dies stets im Bewusstsein, dass Menschen Gewehre oder Bomben durchschmuggeln könnten, die dann vielleicht in Kairo zu einem Attentat führen, muss zusätzlich eine grosse Belastung sein.

 

Spät am Abend komme ich mit meinem Gepäck an einem wusligen Busbahnhof am Rande des Zentrums von Kairo an. Im ersten Moment einfach erschlagend. Wo muss ich lang, damit ich mich mit meiner Reisetasche nicht gleich über eine 4-spurige, stark befahrene Hauptstrasse wagen muss? Wo ist mein Hotel? Wo kriege ich noch was zu essen? Zum Glück war es Abend und dunkel. Denn es ist gerade Ramadan, was bedeutet, dass von Sonnenaufgang praktisch alle Restaurants und Minimärkte geschlossen sind, weil niemand was essen und trinken darf. Aber eben, Abend, und so musste ich nicht hungrig ins Bett.

 

Am nächsten Mittag dann ins Botschafterviertel, in welchem sich wenig überraschend die Sprachschule und auch das Hotel befindet. Anschliessend 10 Tage Schule, jeweils vormittags, in der Arab Academy. Obwohl mein Kollege und ich etwa ähnlich schlecht Arabisch können, werden wir in zwei verschiedene „Gruppen“ eingeteilt. Er zusammen mit einer Italienerin, ich komplett alleine. Ich bezahle für den Einzelunterricht mit allem ca. 10$ pro Stunde, die Lehrer erhalten davon etwa 15%. Die 8 * 1.5 = 12$ pro Tag reichen in Kairo nicht, um eine Familie durchzubringen. Entsprechend geben am Abend alle Lehrer am Abend noch Nachhilfestunden, wo sie deutlich mehr verdienen. Denn Reichtum zeigt sich in dieser Stadt dadurch, wie viele Nachhilfestunden man seinen Kindern zahlen kann.

 

Der Unterricht ist etwas altmodisch gestaltet, aber voll engagiert, und auch hier sind alle sehr offen für meine teils persönlichen Fragen zu Kultur und Gesellschaft. Nicht nur auf der Strasse, sondern sogar im Unterricht werde ich darauf angesprochen, Jürgen Klopp zu gleichen. Was dazu führte, dass ich mich mitunter für Selfies hinstellen musste. Das Foto unten mit meinem roten Baseball-Cap landete sogar im Facebook-Account meines Sprachlehrers, natürlich nach Rücksprache mit mir. 

Nach den 10 Tagen Sprachschule in Kairo war dann aber definitiv genug mit getrennt sein von FLAM. Endlich reisten die Vier nach und ich holte sie mit einem Taxi am Flughafen ab. Und da machte Fabienne bereits das erste Mal Erfahrung mit dieser Kultur, die für Männer irgendwie einfacher zu entdecken ist als für Frauen. Sie wurde am Flughafen von Pontius nach Pilatus geschickt, und das nicht gerade so, dass man sich willkommen fühlt. Zum Glück konnten wir uns dann bald doch in die Arme nehmen und die Stadt hat uns alle in den Bann gezogen.

 

Wir waren in einem Airbnb direkt an einem riesigen, während 24 Stunden lärmigen Kreisel untergebracht. Doch dieses Airbnb zu buchen, war schon mal nicht selbstverständlich, denn Marcel musste die Heiratsurkunde einreichen, damit die kleine Wohnung als Familie gebucht werden konnte. Unverheiratete Paare dürften das laut Gesetz nicht. Aber da wir das bereits seit 15 Jahren sind, war diese Hürde für uns glücklicherweise keine. Was jedoch eine Hürde darstellte, merkten wir gleich am darauffolgenden Morgen: das Frühstück. Denn klassische Supermärkte findet man zumindest im Zentrum Kairos nicht. Wenn dann grosse Märkte mit allem was man braucht und so klassischen Mini-Märkten wie man sie an vielen Orten dieser Welt kennt, mit Crackern & co.. Aber da gerade Ramadan war, waren da keine Märkte oder offene Restaurants und zumindest am Morgen nichts verfügbar, um unsere 5 Mägen zu stopfen. Das Einzige, was der kleine Mini-Markt für uns bot, waren Croissants gefüllt mit Konfi (Marmelade), verpackt wie eine Magnum-Glacé. Am Anfang besser als nichts, rückblickend reagieren wir alle nur mit einem "wäh, eklig", wenn wir über diese "Gipfeli" sprechen.

 

Unterwegs ist man in Kairo am besten mit dem Taxi. Es gibt Tausende, wohl sogar Millionen von ihnen in Kairo. Oder wie Katie Melua singen würde... "there are 9 million taxis in Kairo...". Für Europäer, erst recht für Schweizer, sehr gut zahlbar. Wenn man sich zuerst eine Referenz über Uber einholt, dann kann man sich sogar in die Verhandlungen mit einem Taxifahrer wagen, ohne zu sehr über den Tisch gezogen zu werden. Aber am einfachsten wäre es sowieso, der Taxameter würde laufen. Betonung auf würde. :-) Auf jeden Fall ist Taxifahren in Kairo ein Erlebnis, v.a. dann, wenn man es nicht eilig hat. Durch die verschiedenen Stadtteile zu fahren, menschliche Interaktionen zu beobachten, zu verstehen, dass hier hupen, schreien und wild gestikulieren am Steuer eher ein sich gegenseitiges Helfen denn ein sich Aufregen darstellt, das ist für alle fünf von uns spannend und unterhaltsam zugleich. Und wenn man sieht, dass jedes Auto mindestens 20 Beulen hat, dann könnte man meinen, es sei gefährlich hier zu fahren. Aber i.d.R. sind sich aufgrund des dichten Verkehrs die Autos so nahe, dass sie gar nie gefährlich hohe Geschwindigkeiten erreichen. Aber Taxifahrten sind offenbar nicht nur für uns eine grossartige Erfahrung, denn es gibt sogar ein eigenes Buch über sie. Sehr lesenswert: "Taxi Kairo" des Ägypters Khaled Al Khamissi.

 

Eine dieser Taxifahrten führte uns nach Gizeh, dort wo die Autobahnen teilweise 3-stöckig und mitten in die Quartiere direkt an die hohen Häuser gebaut werden aufgrund des riesigen Verkehrsaufkommens. So dass die unteren Stockwerke wie in einem Tunnel wohnen. In diesem Stadtteil sind auch die Pyramiden. Obwohl wir schon negatives über die Pyramiden bzw. der Haltung der Kamele dort gehört hatten, war für uns klar, dass wir dieses Weltwunder dennoch besuchen wollen. Zusammengefasst war dieser Besuch auch für uns wow und übel zugleich. Viele spassige Fotos und eindrücklich grosse, unglaublich präzise und faszinierende Bauten auf der einen Seite, eine unangenehme Atmosphäre in der Luft auf der anderen Seite. Der Umgang der Ägypter mit den Kamelen, aber auch mit den Touristen ist eine wirklich unschöne Erfahrung. Bezüglich zweiterem sind wir Touristen zu einem gewissen Grad selbst dafür verantwortlich, aber unangenehm ist es dennoch. Alle wollen dir etwas verkaufen, das kommt wenig überraschend. Wir bleiben hart: kein Kamelritt, keine Kutsche, kein Führer. Auch wenn Letzteres durchaus Sinn macht, denn es hat z.T. sehr gut ausgebildete Leute, welche enorm viel über die Pyramiden wissen. Aber zusammen mit den Kindern wollen wir die verschiedenen Pyramiden lieber auf eigene Faust entdecken, und werden belohnt mit teilweise praktisch ausgestorbenen Ecken. Einmal lassen aber auch wir uns reinlegen. Ein eigentlich sympathischer Mann will tolle Fotos von uns mit den Pyramiden schiessen. Marcel winkt ab, und sagt, wir wollen nichts. Er bleibt hartnäckig, und will einfach Fotos für uns machen, ohne Entgelt. Marcel sagt mehrmals, dass wir kein Geld zahlen, aber das scheint ihm egal zu sein. Wir haben ein gutes Gespräch, und er erzählt, wie er dazu gekommen ist, hier bei den Pyramiden zu arbeiten. Am Ende gibt er den Kindern sogar noch ein Kopftuch wegen der grossen Hitze. Da wird Marcel weich, und gibt dem Mann zum Abschluss dennoch einen kleinen Betrag. Was den Mann dann enorm in Rage bringt. Nicht, weil er doch gar nichts wollte, sondern weil das viel zu wenig sei. Also klassische Touristenmasche. Zuerst einwickeln, Sympathie aufbauen, und dann am Ende hoffentlich doch möglichst viel Geld einstecken. Man kann es ihnen nicht verübeln, das hat sich aufgrund der Erfahrungen mit den westlichen Touristen über die Jahre wohl so ergeben. Aber für uns ist das in dieser Situation dennoch zu viel, denn wir haben mehrfach ganz klar gemacht, dass wir nichts wollen, nichts brauchen und nichts zahlen. Es war sogar so viel, dass Fabienne sehr emotional wurde, und ein paar Tränen verdrücken musste. Vor diesem Mann. Was diesem dann auch eingefahren ist, und die Situation wieder entspannt hat.

 

Diese und weitere Erlebnisse in Kairo sind uns eindrücklich in Erinnerung geblieben. Auch wenn wir Städte und v.a. Grossstädte in aller Regel meiden. Um Kairo haben wir keinen Bogen gemacht, und das war auch gut so.

Nach ein paar Tagen in dieser Multimillionen Stadt machten wir uns dann auf den Weg zum Gegenteil: die grosse, leere Weite mit der westlichen Wüste, welche hinsichtlich Grösse etwa 40% des Landes ausmacht. Mehrere Stunden Fahrt braucht es deshalb, um von einer zur nächsten der insgesamt fünf Oasen zu gelangen. Wobei die erste Fahrt direkt aus Kairo zur ersten Oase die gefühlt gefährlichste war. Denn unser Fahrer ist in der Nacht von der Oase nach Kairo gefahren um uns abzuholen. Übermüdet. Nach 4 Uhr durfte er wegen Ramadans nichts mehr essen, und v.a. auch nichts mehr trinken. Trotz Temperaturen um die 40 Grad. Wir versuchten den Fahrer so gut es geht wach zu halten, denn seine Schlenker auf der ewig langen, scheinbar ins nichts führende Strasse, waren nicht gerade beruhigend.

 

An den folgenden Tagen war es teilweise so heiss und stürmisch, dass die Fahrten unterbrochen werden mussten, und alle, d.h. Fahrer, Führer und die Handvoll Touristen sich in Unterständen zusammenfanden. Besonders angetan in dieser Gegend hatte es uns die weisse Wüste, in welcher wir in einem Zelt übernachteten. Inklusive Vollmond. Magisch!

 

Auf der letzten Teilstrecke ab der zweitletzten Oase hatten wir sogar die Ehre, dass der Tourismusdirektor der gesamten westlichen Wüste unser Guide war. Dies v.a. deshalb, weil es schlicht keine bzw. kaum mehr Touristen hat in dieser Gegend. Die Folgen der Revolution 2011, von Terroranschlägen, von Corona und dem Ukraine-Krieg machen sich in dieser Gegend - ausserhalb des Massentourismus in Luxor und am roten Meer - enorm bemerkbar, was sehr schade ist. Dies führt dann dazu, dass Du in einem Hotel wie aus 1001 Nacht übernachtest, welches wunderschön über der Oase Dakhla gelegen ist, es aber neben dir in dieser ziemlich grosszügigen Anlage überhaupt keine weiteren Gäste gibt. Vorteil davon ist dafür, dass Du hier mit den Menschen anders in Kontakt kommst, und sie auch ehrliche Freude zeigen, dass Du sie besuchst. So kaufen wir an einem Stand mit Kiosk Falafeln und Pommes für uns alle für insgesamt weniger als einen Franken. Und v.a. lauter Freude ob unserem Besuch schenkt der Ladeninhaber unseren Kindern allen noch einen Schokoriegel.

 

Zum Abschluss geht es ab der letzten Oase langsam Richtung Luxor. Ab jetzt wird es lustig und unheimlich zugleich. Ständig werden wir von Polizeiautos begleitet. Und mit ständig meinen wir ständig. Vom Hotel zu einer Grabessstätte, vom Tourismusbüro wieder zurück ins Hotel. Aber zum Glück haben wir den Tourismusdirektor mit dabei, der hier enorm viele Menschen kennt. Er weiss logischerweise immer was zu tun ist. Scheinbar auch in seinem Privatleben. Denn er hat in insgesamt 3 Oasen plus in Luxor jeweils eine Familie. Das Maximalkontingent für Ägypten voll ausgekostet, denn 4 Frauen sind erlaubt. Aber nur wenn man für alle sorgen kann. Ansonsten kann einem die Frau das Leben ziemlich schwer machen, wie er meint. Und er hat auch kein Problem, wenn Fabienne zuhört, als er Marcel eine Zweitfrau schmackhaft machen will. Für Marcel unterhaltsam, für Fabienne weniger. Sorry für die kleine Seitenstory, eigentlich waren wir ja bei den Polizeiautos. Ein solches begleitete uns auch von der letzten Oase bis nach Luxor, fast drei Stunden lang durch die Wüsten-Einöde. Es parkiert sogar unangenehm nah an uns, wenn wir für einen Pinkelstopp an den Seitenrand fahren. Und kurz vor Luxor beginnen sie dann, die Sicherheitskontrollen der Polizei. Gemäss Tourismusdirektor jedoch keine Sicherheitskontrollen, sondern eher Korruptions-Stopps. Denn überall wird einem klar gemacht, dass man den Prozess entweder beschleunigen könne, oder halt alles deutlich länger gehe. Und mit länger meinen sie Stunden. In weiser Voraussicht hatte unser Begleiter zahlreiche Packs Datteln eingekauft. Diese gibt man aber nicht dem kontrollierenden Polizisten, denn das wäre zu auffällig, und Bestechung ist verboten. Man macht einen Deal, und gibt die Datteln 100m nach dem Kontrollposten an einem Stand ab, wo sie der Polizist am Abend dann abholt. Dieses riesige Polizeiaufkommen ist immer noch eine Folge des Attentates auf den Hatschepsut-Tempel von 1997, bei dem 62 Menschen (davon 36 Schweizer:innen) ums Leben kamen.

 

Zum Abschluss folgten dann noch einige Tage zuerst in Luxor, dann in Hurghada. Das war dann das allererste Mal in unserem Leben in einem All-Inclusive-Hotel. Ein eindrücklicher Gegenpol zum Rest der Reise, wenn er mit ziemlicher Sicherheit auch einmalig bleibt.

 

Hier aber noch einige Worte zu unserer Zeit in Luxor. Das westliche Nil-Ufer ist viel angenehmer, weil deutlich weniger touristisch. Und dank der zahlreichen Feluccas ist es ein leichtes, zwischen den beiden Uferseiten hin- und herzupendeln. Und hier hatten wir mit Ramadan, nein nicht dem Fastenmonat, sondern dem Kapitän unserer Felucca richtiges Glück. Am ersten Abend gemeinsam ins Gespräch gekommen, wurde der sehr sympathische junge Mann, dessen Onkel die Felucca gehört, zu unserem einzigen Nil-Fahrer überhaupt. So fuhr er uns u.a. zum Karnak-Tempel. Dies im Nachhinein jedoch deutlich zu spät. Denn aufgrund unserer Ankunft "erst" um 09.30h war alles schon so voll und so heiss, dass wir diesen riesigen Tempel nur so halb geniessen konnten.

 

Viel besser haben wir es beim Tal der Könige gemacht, wo wir schon um 07.15h waren. Noch ganz wenige Leute und noch weniger heiss. Und es war… WOW! Mindestens so eindrücklich wie die Pyramiden. Die Kinder haben Hieroglyphen in diesen 3’500 Jahre alten Gräbern entziffert mittels eines mitgebrachten Alphabets und wir haben nun die Begrabungsstätten der Mumien bestaunen können, die wir in Kairo besichtigt hatten. So langsam wurde das Ägypten-Puzzle komplett, nachdem wir nicht nur das Ägypten von früher, sondern u.a. in Kairo und in den Wüstenoasen auch das Ägypten von heute kennenlernen durften!

 

Zum Abschluss in Luxor machte Marcel noch eine Sonnenaufgangsfahrt mit dem Heissluftballon. Für einmal etwas sehr touristisches, aber die Sicht aus bis zu 600m Höhe auf all die alten ägyptischen Denkmäler, die aufgehende Sonne und die anderen 21 Ballons war einzigartig! Da haben ausnahmsweise nicht einmal all die anderen Leute gestört… Und als Gegenstück dazu machten wir mit Ramadan noch eine Überraschungs-Sonnenuntergangs-Fahrt. Er organisierte Picknick und zeigte uns einen Erholungsplatz nur für Einheimische, wo wir im erfrischenden und sehr sauberen Nil schwimmen konnten. Dank des Assuan-Staudamms bleiben zudem alle Krokodile in sicherer Entfernung von FLAMM.

 

Alles in allem war Ägypten ein sehr eindrückliches Erlebnis für uns mit riesigen Gegensätzen. Das Land ist viel näher an einem Drittweltland als gedacht. Die männerorientierte Gesellschaft war für Fabienne eine Herausforderung, weil sie gar nicht so sehr an die Menschen herankam. Für Marcel hingegen war das viel einfacher, und u.a. dank den Sprachlehrerinnen und -lehrern konnte er einen vertieften Einblick in das Leben von Ägypterinnen und Ägyptern erhalten. Und hat ihm wieder einmal gezeigt, dass man mehr als nur von aussen mit seinen eigenen Vorstellungen auf eine Kultur blicken sollte, um zu meinen, sich ein Urteil über diese erlauben zu dürfen.  

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