
Zugegeben, wir wurden gewarnt. Vom Ranger beim Eingang des Torres del Paine-Nationalpark. Es werde «wuslig». Um 9 Uhr kommen die Busse mit den Wanderern aus Puerto Natales. Und besagte Wanderer werden genau diese Wanderung machen. Das «Must Do» im Torres del Paine-Nationalpark: hinauf zum Mirador Base de las Torres. Mitunter dank tausender ähnlicher und attraktiver Instagram-Fotos schleppen sich da täglich motivierte Menschen rauf. Posieren nach vollendeter Aufstiegsqual so frisch gestylt wie möglich, sitzend oder stehend auf einem Stein für ein Erinnerungsfoto. Hinter sich als perfekte Kulisse der kleine See in türkiser Farbe und die 3 Türme namens Central, Monzino und Dagostini, welche dem Nationalpark den Namen geben.
Verschärft wurde in unserem Fall der drohende Menschenansturm durch die Wetterprognose, welche wolkenloses Wetter und Windstille vorausgesagt hatte. Eine Seltenheit und eine einmalige Gelegenheit, leider nicht nur für uns. Den Hinweis des Nationalparkwärters in den Ohren weckten wir unsere Kids gnadenlos kurz nach sechs Uhr. Zwischen unserer toll gelegenen Unterkunft und dem Eingang zum Nationalpark liegen zwar keine 5 Fahrminuten, bis zum Start der Wanderung hingegen dauert es mit dem Auto über Schotterpisten genau eine Stunde. Kurz nach 8 Uhr loslaufen war das Ziel, aber am Ende wurde es dann doch 8.50 Uhr, bis wir losmarschierten. Zu schön war die Morgenstimmung. Der eine oder andere Zwischenhalt musste einfach sein.

Beim Start der Wanderung mussten wir schnell feststellen, dass die Busse aus Puerto Natales nicht wirklich das Problem waren. Sondern eben, dass es eine «Must Do»-Wanderung ist, welche an diesem wettertechnisch perfekten Tag wirklich jeder machen wollte, der/die genügend fit ist. Denn mit 19.4 km Länge, 870 Höhenmetern und insgesamt 8 Wanderstunden auch nicht gerade ein Spaziergang rund ums Haus. Aber leider scheinen viele der Nationalpark-Besucher gut trainiert zu sein. Ziemlich gut trainiert.
Und wie es halt so ist. Einmal losgelaufen kehrt FLAMM nicht mehr um. Dies, obwohl wir körperlich auch schon mehr auf der Höhe waren. Fabienne betreffend Rücken, Anou hinsichtlich immer noch nicht ganz ausgeheilter Grippe (die am Abreisetag begann) und Marcel mit einer entzündeten Patellasehne unterhalb des Knies. Doofe Einschränkungen, aber nichts, was eine längere Wanderung komplett unmöglich machen würde, zumal Fabiennes Rücken laufen guttut.
Die ersten zwei Stunden erinnerten dabei an einen Spaziergang zwischen Schwanenplatz und Verkehrshaus am Sonntagnachmittag bei Sonnenschein. Nicht der Aussicht wegen, sondern aufgrund des Gedränges an Menschen. Danach wurde es zum Glück weniger, weil sich die Menschen besser verteilten. Aber so richtig idyllisch war es nach wie vor nicht. Der Wanderweg durch den Wald ist zwar schön, aber die Aussicht lässt uns kein einziges Mal den Fotoapparat zücken. Das Verlassen des Wanderweges wird untersagt, der Natur wegen. Diese Einschränkung gefällt unseren Wildwüchsen so gar nicht. Immerhin geht es die letzte Stunde relativ steil hinauf, was unsere Kinder geniessen, weil es zumindest ein wenig Kraxeln ermöglicht. Nach genau den budgetierten 4 ½ Stunden sind wir oben und geniessen das einzigartige Panorama. Und auch wir machen natürlich die klassischen, oben beschriebenen Fotos und leeren unsere Rucksäcke bzw. füllen unsere Bäuche.
Danach geht es wieder runter, was den Kindern deutlich besser gefällt. Nicht per se, weil es weniger streng ist, sondern weil das Hunderte von kleinen «Jumps» von Stein zu Stein, von Wurzel zu Wurzel bedeutet. Nach dem steilsten Stück erleben wir etwas, was in den Schweizer Bergen kaum denkbar wäre. Ein Wärter hindert Wanderer daran, zum Aussichtspunkt hochzukraxeln. Ab 15.00h ist der letzte Aufstiegsabschnitt zum Mirador gesperrt. Dies nach 3 bis 4 Stunden Wanderung und ohne, dass es bis zu diesem Punkt auch nur einen wirklich schönen Ausblick gegeben hätte! Das ist für gestoppte Wandermotivierte schon sehr frustrierend in Anbetracht der Tatsache, dass das Wetter superschön ist und es weitere 6 Stunden hell wäre zu dieser Jahreszeit. Entsprechend fühlen wir mit den betroffenen Wanderern mit.
Das Ende zieht sich, aber nach weiteren 2 ½ Stunden kommen wir dann doch endlich bei unserem Mietauto an. Wir sind müde. Wir sind stolz. Weil wir trotz körperlicher Angeschlagenheit die Wanderung erfolgreich gemeistert haben. Wir reisen mit schönen (Instagram-tauglichen😊) Fotos im Gepäck zurück zu unserer Unterkunft. Und doch verlassen wir den Ort mit einem irgendwie zwiespältigen Gefühl, ob die Wahl für diese Wanderung richtig war. Das nächste Mal würden wir uns wohl für Wanderung B, C, D, E oder F mit weniger als 1% der Touristenmenge entscheiden. Und doch war es eindrücklich, den Namensgebern des ganzen Nationalparks mal so nah zu sein.
PS. Was hängt denn Louan da auf dem Foto um den Hals?
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Banholzer‘s (Mittwoch, 06 März 2024 08:15)
Liebe FLAMMs
Wunderschön sieht der NP aus!
Hat uns sehr an unsere Wanderung letzten Sommer um die drei Zinnen in den Dolomiten erinnert…natürlich vom Aussehen der Bergspitzen, aber eben auch wegen der Völkerwanderung an einem schönen Tag.
Gute Erholung an die die noch angeschlagen sind und geniesst die Weiten&Einsamkeit!
Herzlich,s‘Banholzers
Mama Edith Nana (Mittwoch, 06 März 2024 10:40)
Wunderschöne Bilder. Danke Euch für den sehr spannenden und ausführlichen Bericht. Toll.
Auch von mir allen die nicht ganz fit sind schnelle Besserung. �
Man sieht wie ihr das alles geniesst. Schön.
Ich mag übrigens die "Hakskette" von Louan sehr und natürlich auch in gelb, orange und grün. �
FLAMM (Mittwoch, 06 März 2024 11:06)
Bingo Mama Edith Nana! Wie Du weisst, ist das bei Louan anders… er mag es nur in klassischem rot �
Lasse (Montag, 25 März 2024 19:40)
ist es eine Peperoni?
so coole Felsen!
Louan (Donnerstag, 28 März 2024 16:58)
Lieber Lasse
Ja, das ist eine Peperoni:-).
Ich klettere jeden Felsen hinauf, zumindest wenn Papa und Mama es mir erlauben.
Und die Türme sind aus dem Torres del Paine Nationalpark und wir mussten 19 Kilometer laufen, es war sehr anstrengend :-).
Liebe Grüsse und viel Spass beim Eier suchen an Ostern, Louan
Ps: Ich hoffe, es ist an Ostern nicht so heiss, dass die Schoki schmilzt:-)
COBB (Dienstag, 09 April 2024 12:36)
Die Fotos sind sehr schön :-). Louan hat eine Peperoni um den Hals Wir fermissen euch sehr. :-( Liebe Grüsse COBB
Sonja (Mittwoch, 10 April 2024 21:27)
Wow soooo schöne Bilder und lustige Wandergeschichte. Beeindruckend, wie ihr trotz „Bräschteli“ so gut geniessen könnt!
Herzgruss
Anou (Freitag, 12 April 2024 23:06)
Lieber Colin
Die Fotos sind aus dem Torres del paine Nationalpark. Und ja Louan hat eine Peperoni um den Hals.
wir vermissen euch auch sehr.
Ganz liebe Grüsse Anou