Was denkt ihr, wem geht auf weit über 4'000 Höhenmetern zuerst die Puste aus: dem Vicuña, unseren Kids oder unserem Citroën C3?

Vicuña
Das Wollhaar des Vicuñafells ist eines der feinsten der Welt. Es bildet eine dichte Wärmedämmschicht für die eisigen Winternächte in grosser Höhe. Die sehr feine und weiche Wolle hat ein geringes Gewicht und kostet gesponnen ca. 10'000 Franken pro Kilo, der teuerste Zwirn der Welt. Die kleinste Kamelart der Welt benötigt ausserdem ein grosses Herz, um in einer Höhe von bis zu 5500 Metern leben zu können. Entsprechend hüpft das Vicuña sowohl FLAMM, als auch unserem Mietwagen auf dieser Höhe locker davon. Aber immerhin bleibt es genügend lange stehen, so dass wir nach Guanakos und Alpakas auch noch die dritte Kamelidenart in Argentinien vor die Linse bekommen.
Unsere Kids
Die effektive anatomische Herzgrösse unserer Kinder ist uns nicht bekannt. Wir schätzen diese aber aufgrund von Fitness und Lebendigkeit mal einfach als "normal" ein:-). Und ja, auf 4'300m keuchen wir alle ziemlich stark, auch unsere energiegeladenen Kids. V.a. Höhenmeter zu gewinnen ist anstrengend, das Herz schlägt deutlich schneller. Die Luft ist merklich dünner. Es fühlt sich irgendwie an, als wäre sie dicker, so als könnte man sie schneiden. Und dabei sind wir noch nicht einmal sonderlich hoch oben. Es ist ein K(r)ampf, aber "slow & steady" kommen wir vorwärts. Ausgehen tut unseren Kids und auch uns Eltern die Puste auf dem Hornocal also nicht. Es bleibt locker noch genug Energie für die obligaten FLAMM-Jumps. Das stimmt uns positiv für die in den nächsten Wochen folgenden, noch grösseren Höhen.

Citroën C3
"Herzleistung" hier: 60 PS. Zumindest sagt das das Internet ;-). Wir haben unseren Mietwagen vor unserer Fahrt hoch zum Hornocal zum Glück noch "entleert" - das Gepäck blieb in der neuen Cabaña. Das bringt doppelten Vorteil. Erstens ist es mit fünf Personen on Board mit all den Rucksäcken und Taschen im Auto sehr eng. Also wirklich seeeeehr eng. Von daher ist das Mehr an Platz für alle ein Genuss. Und zweitens erledigt sich durch das leere Wageninnere die Gefahr vor Diebstählen, wenn man sich etwas weiter vom Fahrzeug entfernt.
Auf dem Weg zum Berg mit 14 Farben passieren wir Humahuaca, das auf knapp 3'000 Metern liegt. Von da geht es über 24 km fast 1'500 Höhenmeter hinauf. Über einfach zu fahrende, aber steile Strassen mit engen Kurven hoch zum erwähnten Hornocal, der auch UNESCO-Weltkulturerbe ist. Von Kilometer zu Kilometer merkt Marcel, dass er den Citroën in tieferen Gängen den Berg hochsteuern muss. Ist es wirklich so steil, obwohl es gar nicht so wirkt? Auf jedem Fall geht unserem Auto langsam aber sicher die Puste aus. Bis auf rund 4'000m röchelt es zwar ab und zu, trottet aber dennoch zuverlässig und gemächlich vor sich hin.
Dann haben wir leider Pech. Eine kleine Kolonne von 4 bis 5 Autos vor uns fährt noch langsamer als wir. Das geht so lange gut, bis die Autos aufgrund einer kleinen Flussdurchfahrt zum Stoppen kommen. 3 davon im Steilhang. So auch wir. Nachdem die Autos vor uns wieder losfahren und damit Raum für uns frei wird, könnten auch wir wieder weitertuckern. Also zumindest rein theoretisch. In der Praxis sieht es anders aus. Es geht nichts mehr. Das Gaspedal wird im ersten Gang bis ganz nach unten gedrückt, aber nach ein paar Zentimetern stirbt der Motor wieder ab. Eine Minute warten, den Motor etwas "durchschnaufen" lassen, ein neuer Versuch. Dasselbe Ergebnis. Wir lassen also unser Auto im Rückwärtsgang 100m zurückrollen, bis zu einer leicht flacheren Stelle. Wieder voller Pulle und mit aller Kraft auf das Gaspedal. Nach ca. 10m stottert der Motor erneut bis zum Stillstand. Noch einmal lassen wir uns 200m zurückrollen. Warten ein paar Minuten. Überlegen. Hier wenden ist nicht möglich. Abgrund links. Die Strasse insgesamt zu schmal. Der Motor zu schwach. Parkieren liegt ebenfalls nicht drin. Also gibt es nur das Eine: Wir müssen irgendwie da hoch.
Das Gepäck ist ja zum Glück nicht mehr im Auto, aber nun muss auch noch der restliche "Ballast" weg. D.h. alles menschliche Gewicht mit Ausnahme des Fahrers. Das sind immerhin 140 Kg. Also der "FLAM-Balast" wiegt so viel - nicht der Fahrer ;-). Plus - wohl entscheidend - wird auch die Lüftung ausgeschaltet. Und hurra, nun klappt es! Ziemlich locker passiert Marcel den ungewünschten Zwischenhalt und auch das Flüsschen. FLAM kommt langsam und schnaufend hinterher. Und darf wieder einsteigen.
Bis zum Parkplatz auf 4'350m schaffen wir bzw. unser Auto es nun ohne weiteren Zwischenfall. Dennoch ist die "Puste-aus-Rangliste" eindeutig:
Vicuñas vor Kids vor Citroën. Und zwar mit groooooooossem Abstand zwischen erstem und zweitem Rang. So richtig pudelwohl bzw. kamelwohl fühlen sich hier oben eben doch nur die Vicuñas:-).
PS. Um die Grösse des Hornocals zu zeigen: auf dem folgenden Foto ganz links auf dem Weg steht FLAM. Wer findet uns? :-)

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Sonja (Dienstag, 16 April 2024 21:14)
Das tönt ja sehr abenteuerlich. ich hätte jedenfalls auf die Vicuñas gesetzt� bin aber froh seid ihr heil wieder unten angekommen! Merci für die tollen Reiseberichten!
Herzgruss aus Bern
Andrea (Mittwoch, 17 April 2024 14:29)
Ihr Lieben
Danke von Herzen fürs Teilen eurer wunderbaren luftigen und farbenfrohen Erlebnisse. Ich geniesse es mit euch "zu reisen". Zum Glück nicht in echt, denn meine Puste reicht knapp für eine Höhe 3500 Meter ;-) Klein Matterhorn sah ich meistens auch nur von unten, dafür mit genug Sauerstoff in den Lungen.
Bei uns ist heute - 17.04.2024 - nach dem Sommer am Wochenende, wieder der Winter eingekehrt. Meine Uggs und die Winterjacken sind wieder im Betrieb.
Ava und ich genossen den kalten Frühlingstag draussen im Wald ohne Regenschauer - Vor und danach regnet es ziemlich... und der Bürgenstock ist in der Zwischenzeit wieder zuckerweiss. Also Salt and Pepper mit es bezeli grün - dreifarbig?
Wieso seid Ihr nicht auf den Kamels hoch in die Bergen? Denen wäre der Pfus nicht ausgegangen ;-)
Herzgruss und wuff <3
Class (Montag, 22 April 2024 12:52)
Hallo ihr lieben Reisefans
Mit Spannung lesen wir jeweils eure Berichte. Wer eine solche Reise wagt, dem sind spannende Erlebnisse Alltag. Auch Heinz hatte vor vielen Jahren in Peru (Anden) die gleichen Erfahrungen gemacht, wie ihr. Damals aber mit einem alten VW. Auch dem VW ging die Puste aus!
Weiterhin viel Spannendes, Erlebnisreiches...und bleibt alle gesund. Herzlichst aus der sehr kalten und weissen Schweiz.
AnnaMarie und Heinz
Ewa (Dienstag, 23 April 2024 19:40)
Hallo louan gehz dir gut
Cécile (Donnerstag, 25 April 2024 07:07)
Liebe Flamms
Habe mich im Bus nach Meggen bei winterlichen Temperaturen grad an eurem Abenteuer in Südamerika erfreut und mich gedanklich so weit wegkatapultiert, dass ich fast vergessen hätte, auszusteigen.
Wundervoll, danke fürs Teilen und weiter viel Freude und Spaß!
Lg Cécile ❤️
Mimi Ruedi (Montag, 06 Mai 2024 11:26)
Toller Bericht mit Achtung gelesen. Witerhi schöne Reise.
Barbara (Dienstag, 07 Mai 2024 20:45)
Liebe Flamm, die Bilder sehen toll aus & die Berichte sind sehr amüsant & bringen viel Farbe in den heutigen regnerischen Schweizer Mai. Und beim Bericht mit den Empanadas hätte ich also auch Lust gehabt herzhaft in eine solche Teigtaschen reinzubeissen & die zu geniessen. Ich hatte schon laaaange keine mehr. Die sind wirklich fein!
Ich wünsche Euch von Herzen noch eine meeeeega tolle Zeit mit vielen Abenteuern. Ich kriege wirklich Lust, auch wieder mal die Welt ein bisschen zu entdecken. Herzliche Grüsse Barbara