
Kennt ihr das? Man ist reisend unterwegs. Erlebt und sieht unglaublich viel. Sammelt Eindrücke. Fotografiert mit Kamera, Handy und Herz. Freut sich über das Jetzt und auch auf das, was als nächstes folgen wird. Packt immer wieder die Taschen und Rucksäcke. Oder "entpackt" gewisse Kofferecken aufgrund von täglichem Weiterziehen gar nicht erst. Organisiert unglaublich viel. Kleine und grössere Dinge. Reichert das Reisen in unserem Fall mit Schule und Arbeit an. Und irgendwann fühlt sich das Gesamtpaket dieser verschiedenen, aktuellen Lebensteilchen trotz ihrer Aussergewöhnlichkeit wie Alltag an. Und damit ist man dann im Zustand des "Reisen als Alltag" angekommen. Reisen als Alltag unterscheidet sich für uns vom Ferienreisen sehr. Dauer und Gestaltung sind anders. Unser Gefühl für die Zeit und wie/womit wir sie verbringen. Vieles wird Routine und "normal" - in ganz positivem Sinne. Und gleichzeitig ist da doch die Fülle des Erlebten in der Fremde. Über die zumindest wir bisweilen fast ein wenig den Überblick verlieren. Trotz Tagebüchern, Instagram und Blog. Weil sie sich eben doch sehr unterscheidet von der Fülle des Alltags zuhause in der Schweiz.
An einem der letzten Tage in San Pedro de Atacama/Chile haben wir uns auf dem Dach unseres bezaubernden Wüsten-Lehmhäuschen bewusst mal hingesetzt, zurück geblickt und überlegt: Was
alles hat in der Zeit seit dem 26. Februar unser Leben bestimmt und bereichert? Was haben wir gesehen und erlebt? Wie war und ist unser Zeitempfinden? Was hat uns am allerbesten gefallen? Was
möchten wir als Erinnerungsstücke mitnehmen?
Die groben Eckpunkte waren einfach zu rekonstruieren. Gesamte bisherige Reisezeit: 2 Monate. Gut 7 Wochen genossen wir Argentinien. Zuerst "ungeplant" Buenos Aires. Danach geplant die Naturgewalt Patagoniens in verschiedenen Regionen. Unterbrochen von einem 6-tägigen Abstecher in den chilenischen Teil Patagoniens. Öfters waren wir 1-2 Wochen am gleichen Ort in einer Wohnung, in einem Hüttchen, in einer grossen Einzimmerwohnung oder in einem Haus. Ausnahme bildete da die Rundreise in der Region rund um Salta, während der wir mehrheitlich nur eine Nacht am gleichen Ort verbrachten. Wir waren in den 8 Wochen nicht immer nur unterwegs. Sondern blieben immer auch wieder einfach daheim, dort, wo eben grad unser Zuhause war. Und trotzdem sammelten sich in diesen ersten zwei Monaten eine geballte Ladung an Erlebnismomenten an.
Die obigen Fragen zu beantworten war auf dieser Grundlage gar nicht so einfach.
Vieles, was für uns zentral, wichtig und "zum Mitnehmen" ist, hat gar nicht so sehr mit dem im Aussen Gesehenen zu tun. Sondern hängt vielmehr mit berührenden, schönen, kleinen Momenten im Familienkontext zusammen.
Natürlich fanden wir die wunderschönen Wanderungen im Torres del Paine Nationalpark, in der Region um Bariloche oder in El Chaltén grossartig. Fühlten uns privilegiert, so tolle Landschaften erkunden und erleben zu dürfen. Ebenso bleibend wie die Sicht auf Gipfel oder Gletscher sind für uns aus dieser Zeit aber eben Kleinigkeiten. Der Moment, als Louan beim Znünistopp Richtung Mirador los Torres in einen Apfel biss und danach blutend wie Dracula und mit breitem Grinsen einen seiner Milchzähne hochhielt. Anous Glück darüber, dass Empanadas ab und an unsere Wanderverpflegung darstellten. Oder dass sie selber solche "gebacken kriegte". Das Gefühl von "wir haben es geschafft" und die Freude und der Stolz darüber in den Augen unserer Kinder nach der bisher längsten Wanderung zum Fitz Roy. Die Begegnung mit Wildpferden mitten im Wald auf dem Weg zum Cerro Otto oder die plötzlich entdeckten, über uns kreisenden Andenkondore. Fussballspielen mit Papi, irgendwo im Nirgendwo, wo es aber einen Fussballplatz gab.

Selbstverständlich genossen wir den Blick auf den Grey Glacier aus der Ferne sehr. Mindestens so wichtig und in Erinnerung geblieben ist uns von dort aber der starke Wind, der uns beinahe vom Strand fegte. Unsere Kinder, die sich in allen erdenklichen, kreativen Posen in den steinigen Sand legten, um etwas Windschutz zu kriegen. Oder sich mit offenen Armen in den Wind stellten, "fly" schrien und dabei strahlten. Keine Frage, Hornocal, Purmamarca, Salinas Grandes usw. waren beeindruckend und visuelle Höhepunkte auf unserer Rundreise in der Region Salta. Die Stille der Nacht über dem siebenfarbigen Berg, nur durchbrochen von wunderbarer Panflötenmusik aus einem Restaurant in der Nähe war aber ebenso ergreifend. Das gemütliche Sitzen vor einer entlegenen Cabaña nach einem langen Reisetag. Oder unsere Kinder, die auf der Autorückbank täglich miteinander grossartige Gespräche über Gott und die Welt führten, denen wir als Eltern lauschen durften.
Unterwegs in ganz unterschiedlichen Situationen und Aktivitäten wiederkehrend zu merken, dass zuhause dort ist, wo wir zu fünft gerade sind, ist für uns wunderschön. Wir geniessen es, dass Lesen uns als Familie verbindet und tolle Momente kreiert - im Vertieftsein, aber auch im Austausch darüber, wer gerade was liest, warum und was es bei ihm oder ihr auslöst. Sich für die Klärung von Streitigkeiten ganz viel Zeit nehmen zu können empfinden wir als Privileg. Ebenso das stundenlange Skull King-Spielen, Molotov- und Schieber-Jassen oder Schach spielen. Highlights aus dem Reiseführer hemmungslos auszulassen und statt dessen das zu tun, was dem Mikrokosmos grad gut tut, fühlt sich richtig an. Alltäglichen Situationen ganz viel Aufmerksamkeit schenken zu können, die Kinder beim Frühstück, beim Spielen oder im "vertieft ins Hier und Jetzt" sein zu beobachten - unlimitiert, weil die Zeit eben anders läuft. Zu fünft auf 4 Quadratmetern Bett zu liegen - jeder lesend in ein Buch vertieft - grossartig. In der Highlightliste von uns Eltern sind weitere Dinge wie: Beim 13-Stunden-Flug über den Atlantik fast ununterbrochen mit einem der Kinder zu kuscheln - trotz Enge und verklemmtem/nicht verstellbarem Sitz. Das Blitzen in den Augen unserer Jungs zu sehen, als sie sich auf dem Markt in Sucre mit allerhand Fussballsachen eindeckten. Louans Reaktion auf seine Tukan-Erstsichtung in San Lorenzo. Oder Miros Ausruf der Begeisterung, als wir nach dem Kurz-Aufenthalt in der Millionenstadt Buenos Aires im weitläufigen und menschenleeren El Calafate landeten. Louans Freude über seine erste, ganz alleine hergestellte Guacamole - an Avocados und Zitronen darf ausser ihm seither niemand mehr ran:-). Anous Strahlen, als sie auf dem Markt in El Bolson ihr erstes, eigenes Schmuckstück erstand.
All diese Dinge sind es, die für uns im Gespräch ins Zentrum rückten, als wir als FLAMM auf unsere ersten Wochen zurückblickten. Wir freuen uns auf ganz viel "mehr" davon. Während der über 12 Wochen, die noch vor uns liegen. Und selbstverständlich auch auf alle anderen Reiseeindrücke und Begegnungen.
Natürlich haben wir für alle Quiz-Begeisterten unter euch auch noch einen etwas anderen (Rück-)Blick auf die letzten Reisewochen parat. All jenen, die es "glustet": Viel Spass!
--> Hier geht's zum FLAMM-Argentinien-Quiz
Ach ja: Herzliche Gratulation an dieser Stelle an Monika, Bastian und Sonnenschiin: ihr habt bei unserem Patagonien-Quiz eine grandiose Leistung erzielt. Gefreut haben wir uns natürlich über jede Person, die mitmachte. Und freuen uns insgesamt über alle, die in irgendeiner Art auf dieser Reise mit uns dabei und mit uns verbunden sind. Vielen lieben Dank, dass ihr mit uns unterwegs seid!
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Mama/Edith/Nana (Donnerstag, 09 Mai 2024 09:19)
Eifach nor grossartig... dä Rückblick, die "Zämmefassig" super. ❤️
Danke.
Mimi und Ruedi (Donnerstag, 09 Mai 2024 19:07)
eifach grandios die tollen Reiseberichte. Witerhi gueti Reis M und R
Sonja (Mittwoch, 15 Mai 2024 18:44)
ah, so schöne Bilder und viele Orte mit Fernwehcharakter.
Das futuristische Lehmhäuschen finde ich einen echten Hingucker. Danke für die Impressionen und das sauschwierige Quiz� weiterhin viele tolle Momente und alles Gute
Céline (Freitag, 17 Mai 2024 05:59)
Wunderschön geschrieben....
Andrea (Freitag, 17 Mai 2024 22:34)
Herzlichen Dank für's Teilen und den Quiz.
Herzgruss
Denise (Montag, 20 Mai 2024 11:54)
Liebe Fabienne & Fam.
Ganz herzlichen Dank fürs Teilen . Wie schön aus der Ferne an euren Eindrücken teilhaben zu dürfen.
Danke tuusig !!
Geniesst weiterhin in vollen Zügen & kommt heil wieder heim.
Pfingst- & Herzgruss
Denise