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Von Lamaflüsterern und Kartoffelhelden - das Landleben am Titicacasee

Geschrieben von Miro und Anou, mit ein bisschen F-Unterstützung.

 

Da standen wir nun, ganz alleine bzw. zu fünft an einer Strassenkreuzung. Ohne Empfang. Wieder einmal. Und hofften, dass es eine gute Idee gewesen war, dass wir den Carchauffeur überredet hatten, uns hier in Platería abzusetzen. Als einzige der 60 Busreisenden, wohlbemerkt. Aller anderen fuhren ja brav weiter nach Puno. Nur wir nicht. Weil wir nämlich in ein kleines, abgelegenes Dorf wollten - nach Luquina Chico.


Nun denn.  Wir warten. Zeit haben wir. Geduld auch... oder zumindest die meisten von FLAMM ;-)

 

Irgendwann taucht tatsächlich ein Taxi auf. Nimmt uns mit. Es war ja eigentlich auch entsprechend bestellt, fand uns aber aus unerfindlichen Gründen länger nicht. Besagtes Taxi hält dann nach 45 Minuten Fahrt im gefühlten Nirgendwo aber irgendwie doch gezielt am Wegrand und meint, wir seien am Ziel, wir wollten doch zu Guido. Wir sind etwas ratlos - wohin jetzt?!? Der Taxifahrer zeigt auf unsere fragenden Blicke hin freundlich nach unten und sagt bestimmt: "Guido, si, aqui!"

 

Also gehen wir das staubige Weglein hinunter zum Titicaca-See. Wir laufen an schreienden Eseln, uns freundlich anstarrenden Einheimischen, bellenden Hunden, und blökenden Schafen vorbei. Voll die Landidylle. 

Und irgendwann erscheint dann auch Guido, unser Gastgeber und begrüsst uns. "Bienvenido, Amigos." Danach nimmt Guido unsere beiden Koffer gleichzeitig in die Hand (muss der Mukis haben!) und zeigt uns unsere Zimmer. Den Rest des Tages verbringen wir mit Ankommen: Kätzchen streicheln, Lama begrüssen, Wassertemperatur testen (ja, auch hier ist der See kalt, nicht nur in Copacabana), Hunde kennenlernen und Bekanntschaft machen mit den kleinen Töchtern von Guido sowie seiner Frau Sarah. Und Abendessen muss dann natürlich auch noch sein, bevor wir noch vor 21 Uhr ins Bett fallen ;-) 

 

Die nächsten Tage tauchen wir ein in das Leben dieses kleinen Bauerndorfs. Hier hausen etwa 50 Familien. Diese Familien teilen sich Felder, wo sie ihre Schafe, Kühe und Lamas zum Weiden bringen oder Kartoffeln und anderes Gemüse anbauen.

 

FLAMM darf auf dem Hof unserer Gastfamilie mithelfen. Oder auch einfach zuschauen und lernen ;-).

 

Am ersten Morgen gehen wir um 10 Uhr die Schafe und das Lama auf die Weide bringen. Anou darf das Lama führen und Miro und Louan treiben die Schafe.  Das Lama fühlt sich mit Anou bereits wunderbar wohl (Anou hat dem Tier am Tag zuvor beim Kennenlernen wohl was zugeflüstert) - die Schafe bocken bei den Jungs teilweise noch ;-).

Um 12 Uhr essen wir zu Mittag. Und um 13 Uhr sind wir schon wieder unterwegs. Aber diesmal nicht zu den Schafen und zum Lama, sondern mit dem Boot fahren wir zu einer der schwimmenden Inseln, die es auf dem Titicaca-See gibt. Wir landen auf einer der kleinsten von allen schwimmenden Inseln. Da wohnen nur etwa 4 Familien. Die Leute auf den schwimmenden Insel nennt man Uros. Sie sind ein indigenes Volk, das dort auf den Inseln auf dem Titicaca-See lebt. Ursprünglich baute das Volk der Uros die schwimmenden Inseln, um sich vor den kriegerischen Inkas zu schützen oder zu verstecken. Sie leben da hauptsächlich von Fisch. Und von Handarbeit. Mit den Bewohnern vom Festland tauschen sie ihren Fisch gegen Quinoa und anderes. Die schwimmenden Inseln sind aus vielen verschiedenen Erdblöcken gebaut, die vom Fluss in den See geschwemmt worden sind. Auf die Blöcke legt man dann kreuzweise mehrere Schichten Schilf drauf. Und in den Schlafhütten noch eine Extraschicht, damit sicher keine Feuchtigkeit durchdringt. Die Kinder von dieser Insel, wo wir gerade sind, gehen jeden Tag mit einem Boot alleine zur Schule. Die grösseren, 15jährigen, steuern das Boot und nehmen die Jüngeren mit.  Diese befindet sich auf einer etwa 20-30 Minuten entfernten, anderen schwimmenden Insel. FLAMM ist von den Uros und deren Art zu leben fasziniert. Gleichzeitig kann sich niemand von uns vorstellen, auf einer solchen Insel zu leben. Zu klein. Zu isoliert. Zu wenig Privatleben. 

 

Als wir wieder zurück in Luquina Chico sind, geht es schon wieder zu den Schafen und zum Lama. 

Auch die nächsten Tage sind wir immer wieder "landwirtschaftlich" beschäftigt. Bringen Tiere zum Trinken an den See. Helfen bei der Kartoffelernte mit. Dürfen bei der Quinoaverarbeitung dabei sein. Diese ist spannend und geht so: 

 

Zuerst wird mit einem Stock auf die Quinoahalme eingedroschen, damit der Quinoa sich vom Stiel löst. 
Danach werden die Quinoakörner auf eine Steinplatte gelehrt. Mit einem Stein wird über die Körner gerollt und immer wieder Wasser hinzugegossen. Danach kommt der Quinoa in eine Wasserschüssel und bleibt ein paar Minuten dort drin. Und dann wird ein Tuch ausgebreitet und auf diesem Tuch lässt man den Quinoa trocknen.

Neben "mitarbeiten" dürfen wir in Luquina Chico auch ganz viel Ruhe, tolles Essen und wunderschöne Sonnenuntergänge auf einem nahegelegenen Berg oder am See geniessen. Wir beobachten Kinder beim Spielen und Erwachsene beim geruhsamen Verrichten der Alltagsarbeiten. Gehen mit einem einfachen Holzboot segeln und sitzen auch mal einfach da und lauschen der Natur. Lassen uns von unseren Gastgebern am letzten Abend in die Dorftracht "stecken" - Widerstand zwecklos, auch gegen die Fotos, die von uns gemacht werden :-)

 

Luquina Chico - definitiv eine Reise und ein längerer Halt wert. Langsamkeit und Einfachheit - beides Dinge, die wir von diesem zauberhaften Ort am Titicacasee sehr gerne mitnehmen. Plus noch einen Kissenbezug von der Uros-Insel. Aber das ist eine andere Geschichte ;-) 

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Kommentare: 4
  • #1

    Mama/Edith/Nana (Sonntag, 09 Juni 2024 15:52)

    Liebi Anou liebe Miro ond luebi FLM �
    Üche Blog esch sehr spannend ond toll zom läse.
    Es mues scho ganz e spezielli Erfahrig sie das eifache aber secher z'friedene Lebe könne z'lerne. Ond i de Trachte gsend ihr so höbsch us...wow. Danke vel mol. ❤️

  • #2

    Luca Jäger (Mittwoch, 12 Juni 2024 19:46)

    Es ist toll eure Bilder anzuschauen und eure Texte zulesen.Ihr erlebt ja tolle Sachen ein Riesen Abenteuer Euer Luca

  • #3

    Klasse 1c (Freitag, 21 Juni 2024 11:39)

    Lieber Louan und Familie
    Danke für die vielen tollen Fotos und den spannenden Reisebericht!
    Wir vermissen dich und sind froh, wenn du nach den Sommerferien wieder bei uns in der Klasse bist! Geniess noch die Zeit in Südamerika und bis hoffentlich ganz bald.
    Liebe Grüsse
    deine Klassen-"Gspändli" von der 1c (bald 2c)

  • #4

    sonja (Freitag, 21 Juni 2024 19:05)

    wooooow! so schöne Bilder!
    ihr macht euch super als Bauern und Bäuerinnen. die Lama sind meine Lieblinge.

    weiterhin tolle Reise mit unvergleichlichen Erlebnissen.
    herzliche Grüsse