Gar nicht so einfach, sich selber zu beschreiben. Ein Selbstportrait quasi. Geschrieben, nicht gemalt.
Die ersten Worte, die mir zu mir selber in den Sinn kommen?
Spontan
Vielseitig
Laut
Zahlenmensch
Unabhängig
Glücklich
Mit dem kann ich was anfangen. Doch wo fange ich an?
Vielleicht beim unabhängigen Zahlenmenschen. Meine Mama hat meinen Bruder und mich alleine aufgezogen. Finanziell war das nicht ganz einfach. Sie musste immer 100% arbeiten, manchmal mehr als das. Das gibt viel Freiraum für ein Kind, zumal mein Bruder Adrian neun Jahre jünger ist als ich. Selber explorieren, selber experimentieren, früh selbständig werden. Das hat mich für das ganze Leben geprägt. Für Leute wie mich wurde das Internet erfunden. Einfach leider etwas zu spät, ich hätte es in den 80ern wunderbar gebrauchen können. ;-)
Die Unabhängigkeit zeigt sich auch darin, dass ich kaum Hilfe in Anspruch nehme, sondern meist selber nach einer Lösung suche. Das hat mein ganzes Leben lang gut funktioniert, bringt Fabienne manchmal aber ganz schön auf die Palme. :-) Dabei könnte man so viel von den Erfahrungen anderer Leute profitieren. Ich arbeite daran. Und Selbsterkenntnis ist ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung... ;-)
Nicht nur die Unabhängigkeit, auch die Zahlen beschäftigen mich schon von klein auf. Kopfrechnen bis der Kopf raucht. Beispiele gefällig? Bei entsprechenden Spielen in der Primarschule wurde ich ausgeschlossen. Zum Einschlafen habe ich mir als Teenager Fragen gestellt wie: "Man stellt sich vor ein Mensch hat 50 Millionen Herzschläge zu gut. Sein Herz schlägt über sein ganzes Leben hinweg im Durchschnitt 70x pro Minute. Wie lange lebt der fiktive Erdenbürger? In Jahren, Monaten, Tagen, Stunden, Minuten und natürlich auch Sekunden. Ja, ich weiss, klingt ein wenig wie ein Nerd."
Telefonnummern oder Geburtsdaten von vor 20 Jahren und mehr kriege ich nicht mehr aus dem Kopf. Ebenso Zahlen und Fakten aus der Welt des Sports. Ich wünschte es würde mir mit Gesichtern oder Namen ähnlich gehen. ;-)
Witzig ist wie ich zum Schachspiel gekommen bin. Durch Zuschauen des Grossschach in der „Krienserbadi“. Nachdem ich die Regeln verstanden hatte, gab es jeden Sommer mehr als 100 Partien. Meist gegen Erwachsene. Das war lustig, besonders wenn der kleine Knopf gewonnen hat.
Sowieso sind Spiele etwas, was mich immer fasziniert hat. Ein Kollege hat mal gesagt, bei mir sei alles ein Wettbewerb. Damit hat er nicht ganz unrecht. Und dabei zu verlieren, war als Kind und junger Erwachsener ganz schwierig. Das Testosteron lässt grüssen, wie mein Umfeld nur zu gut weiss. Zum Glück ist das deutlich weniger geworden. Wobei ich immer noch rasend werde, wenn jemand bei einem Spiel schummelt. Aber mit meinen Kindern zu spielen finde ich sowieso wunderbar, ganz egal wer gewinnt.
Für ein Käferfest bin ich jederzeit zu haben. Ob Fasnacht, Sportevent oder ein cooles Konzert. Auch für meine wunderbaren Kids bin ich der Schabernackpapi. „Rotze“ (Raufen), Spiele, Ausflüge unternehmen, Fussball spielen usw..
Obwohl ich häufig laut durch die Welt gehe - beim Spielen mit den Kids, bei der Arbeit, beim Sport oder auch zusammen mit Freunden - liebe ich die Stille. Ein Buch lesen. Den Sternenhimmel betrachten. Joggen ohne Kopfhörer irgendwo in der Natur.
Oder einfach in mich selber versunken Musik hören, z.B. bei Lieblingsbands wie Sigur Ros oder Portishead, zahlreichen Bands aus Island, Trip Hop, Singer-Songwritern die spannende Geschichten erzählen. Orchestraler Rock wie von Muse. Dann kann Musik gut auch zum Gegenteil führen. Nämlich grölend und springend durch das Haus hüpfen, v.a. wenn ich ausnahmsweise mal ganz alleine zuhause bin. Bei Konzerten lebe ich intensiv mit. Singen, tanzen, hinhören, Augen schliessen, mitunter weinen. Ein gutes Konzert ist es dann, wenn mir mindestens einmal die Haare zu Berge stehen. Das ist bei meinen inzwischen über 400 Konzerten zum Glück schon viele Male vorgekommen.
Die Vielseitigkeit lebe ich nicht wie früher nur beim Sport aus, sondern lebe auch frühere Lücken aus. U.a. selber Musik machen und Sprachen lernen. Seit ein paar Jahren spiele ich Klavier und neu auch Gitarre. Nur für mich, aber das Klimpern und Schrummen sind für mich wie Meditation. Lieder von Queen, und Hits aus Pop und Rock sind meine Favoriten.
Und die Sprachen? Die liegen mir eigentlich gar nicht. Das Englisch ist ganz ok, aber mein Schulfranzösisch ist eine Katastrophe, wenn man bedenkt, dass ich es während sieben Jahren lernen musste. Inzwischen ist auch mir endlich bewusst geworden, dass die Sprache ein Türöffner zur Kultur der jeweiligen Länder ist. Sprichst Du ein paar Wörter oder Sätze in der lokalen Sprache, reagiert man ganz anders auf dich. Und mich nervt es, wenn über andere Kulturen wie die Arabische, die Russische oder die Chinesische Pauschalurteile gefällt werden. Die Europäer:innen, oder schon nur die Schweizer:innen sind doch auch nicht alle gleich, oder? Deswegen habe ich mir zum Ziel gesetzt, diese Kulturen bis zu meinem Lebensende besser kennen zu lernen. Und lerne deshalb die entsprechenden Sprachen. Der Weg dazu? Ich lese ein global bekanntes Buch in allen UNO-Weltsprachen. Grosser Vorteil: irgendwann einmal kennt man die Geschichte, was gerade bei den schwierigeren Sprachen wertvoll sein wird. Die Entscheidung fiel auf... "der kleine Prinz". Schon gelesen habe ich es auf Englisch und Französisch, mit unserer Südamerikareise folgt dann Spanisch, gefolgt von Arabisch, Russisch und Chinesisch. Arabisch habe ich zum Glück schon zwei Semester hinter mir, sowie ein Semester auf Russisch. Aber Chinesisch werde ich wohl erst beginnen, wenn ich dann mal pensioniert sein werde. Auch wenn mir ein Arbeitskollege bereits die Illusionen genommen hat. Für Smalltalk brauche man 1'000 Zeichen, und die schafft man als Erwachsener höchstens noch zu lernen, wenn man länger vor Ort lebt. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, und so werde ich in meinen verbleibenden - hoffentlich - Jahrzehnten nach dem "Le Petit Prince", "Little Prince" auch noch "El Principito", "الأمير الصغير", "Маленький принц" und "小王子" in Angriff nehmen.
Aber neben allen Hobbies und Projekten steht etwas mit grossem Abstand ganz zuoberst: LA FAMILIA!
Dieses Privileg
Wenn ich auf mein bisheriges Leben schaue - meine Familie, meine Freunde, meinen bisherigen Weg, meine Lebensqualität, was ich bin, wie gesund ich bin - dann kann ich mit Überzeugung sagen:
Ich bin glücklich!
Glücklich, ein spannendes, vielseitiges, emotionales, weitgehend sorgenfreies Leben leben zu dürfen. ...